Plato und die Soziologie des Unbewussten!
Er hat schon vor 2500 Jahren beschrieben, was die Kognitionswissenschaften heute als Verzerrungen (bias) experimentell untersuchen.
Viel scheint sich ja seit 2500 Jahren nicht geändert zu haben. Die liberalistischen Aufklärungs-Illusionen sind geblieben.
Unwillkürlich arbeitende Instinkte bleiben offensichtlich Instinkte.
Eine Liste der bekannten instinktiven Barrieren des sozialen, symbolisch gesteuerten Tiers "Mensch" auf dem Weg zur rationalen Erkenntnis objektiver Wahrheiten und Wirklichkeiten:
"Diese Liste ist eine Auswahl bekannter kognitiver Verzerrungen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:
Attributionsfehler, auch correspondence bias: die Neigung, die Ursache für ein beobachtetes Verhalten zu oft in (feststehenden) „Charaktereigenschaften“ der handelnden Person und zu selten in den (variablen) Merkmalen der jeweiligen Situation zu suchen
Ankerheuristik, auch anchoring bias: die Tatsache, dass Menschen bei bewusst gewählten Zahlenwerten von momentan vorhandenen Umgebungsinformationen beeinflusst werden, ohne dass ihnen dieser Einfluss bewusst wird
Bestätigungsfehler, auch confirmation bias: die Neigung, Informationen so auszuwählen und zu interpretieren, dass sie die eigenen Erwartungen erfüllen
belief bias, auch Überzeugungsbias: die Tendenz zu glaubwürdigen Schlussfolgerungen
bias blind spot: Tendenz, sich für unbeeinflusst zu halten
Default-Effekt: übermäßige Bevorzugung derjenigen Option, die in Kraft tritt, wenn ein Agent keine aktive Entscheidung trifft.
déformation professionnelle: Neigung, eine berufs- oder fachbedingte Methode oder Perspektive unbewusst über ihren Geltungsbereich hinaus auf andere Themen und Situationen anzuwenden
Dunning-Kruger-Effekt: Tendenz inkompetenter Menschen, das eigene Können zu überschätzen und die Kompetenz anderer zu unterschätzen
Halo-Effekt: Tendenz, von bekannten Eigenschaften einer Person auf unbekannte Eigenschaften zu schließen
Kontrasteffekt: intensivere Wahrnehmung einer Information, welche zusammen mit einer im Kontrast stehenden Information präsentiert wird
Kontrollillusion, auch illusion of control: die falsche Annahme, zufällige Ereignisse durch eigenes Verhalten kontrollieren zu können
Rückschaufehler, auch hindsight bias: die verfälschte Erinnerung an eigene Vorhersagen, die bezüglich eines Ereignisses getroffen wurden, nach dem Eintreten des Ereignisses
illusorische Korrelation: die fälschliche Wahrnehmung eines Kausalzusammenhangs zweier Ereignisse
impact bias: Die psychischen Auswirkungen eines vorgestellten negativen Ereignisses wie Verlust des Arbeitsplatzes oder Trennung vom Partner werden in Dauer und Tiefe systematisch zu stark erwartet.[3]
recall bias (Erinnerungsverzerrung): Fehlerquelle vor allem in retrospektiven Studien
Selbstüberschätzung (Vermessenheitsverzerrung): Überschätzung des eigenen Könnens und eigener Kompetenzen
Self-Reference-Effekt: schematisierender Effekt des Selbstkonzepts
Scope Neglect, auch genannt Scope Insensitivity: das Nichtbeachten der (geringen) Größe eines Problems. Zum Beispiel erklären sich Menschen in einer Studie bereit, im Durchschnitt 78 US-Dollar für die Rettung von 20.000 Vögeln zu bezahlen. Werden sie hingegen zur Zahlungsbereitschaft zur Rettung von 2.000 Vögeln gefragt, kommt im Durchschnitt beinahe der gleiche Wert heraus.[4]
Status-quo-Verzerrung: Tendenz der Bevorzugung des Status quo gegenüber Veränderungen
selbstwertdienliche Verzerrung und der Lake-Wobegon-Effekt: der Aufrechterhaltung eines positiven konsistenten Selbstbildes dienen
Die Truthahn-Illusion beschreibt die Neigung, einen Trend zu extrapolieren, ohne ihn zu hinterfragen. Die Sicherheit wächst permanent mit dem Trend. Daher ist zum Zeitpunkt des Trendbruchs die Sicherheit am größten, ebenso wie der Schock über den Trendbruch.
die Neigung, situative Hinweisreize zur Kausalattribution von Emotionen heranzuziehen, siehe Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion
Gender-Bias: die Neigung, generische als spezifische Maskulina zu lesen bzw. Rollenklischees entsprechende Vermutungen anzustellen (Baggerführer = Mann).
die Neigung, in Datenströmen Muster zu sehen, selbst wenn gar keine da sind, siehe Apophänie, Clustering-Illusion, Pareidolie
emotionale Beweisführung: die Neigung, eine empfundene Emotion als Beweis für eine Annahme zu betrachten